
Endlich frühlingshaftes Wetter. Nach anhaltendem Regen legt nun die Sonne richtig los. Da der Boden jetzt oberflächlich abgetrocknet ist konnten wir letzte Woche endlich die Reben für unseren neuen Rieslingweinberg pflanzen.
Doch wo genau sollen die Reben platziert werden? Das sogenannte Auszeilen ist der erste Schritt bei der Anlage eines neuen Weinbergs und stand somit letzte Woche auch auf dem Lehrplan unseres Auszubildenden. Es gilt die Ausrichtung der Reihen, und später die Position der einzelnen Reben festzulegen. In der Regel verlaufen die Reihen hangabwärts und parallel zur Flurstücksgrenze. Also erst einmal die im Boden eingelassenen Grenzsteine ausgraben. Nachdem die Zeilenbreite festgelegt ist, das Mindestmaß für den Traktor ist hier zu beachten um bösen Überraschungen aus dem Weg zu gehen, kann die erste Reihe abgesteckt werden. Damit die Pflanzen quer zur Gasse ebenfalls in einer Flucht stehen fehlt noch der rechte Winkel zur ersten Zeile. Dies ist immer wieder Anlass den Azubis die Praxistauglichkeit von Pythagoras näher zu bringen. Mittels drei Metallstangen verbunden mit Schnüren von 3,4 und 5 Meter Länge lässt sich im Handumdrehen ein rechtwinkliges Dreieck entlang der ersten Rebzeile anlegen. Jeweils die erste Rebe jeder Zeile wird markiert. Nun werden normalerweise Schnüre entlang und quer zu den Zeilen gespannt und an jeder Kreuzung der Schnüre ein Loch für eine Rebe ausgehoben. Alles in allem eine schweißtreibende Arbeit.
Heutzutage geht das jedoch im Handumdrehen und mit moderner Technik. Man muss Pythagoras nicht unbedingt beherrschen. Nachdem die Pflanzmaschine mittels GPS die vier Eckpunkte des Grundstücks vermessen hat, kann am Computer mit nur wenigen Klicks festgelegt werden, wo die Reben stehen sollen. Mit einer Genauigkeit von unter zwei Zentimetern platziert die Maschine die Pflanzen nun punktgenau in der Erde.
Früher hätten wir zu dritt mehrere Tage für die Pflanzung gebraucht. Letzte Woche haben wir es dank der Technik geschafft, fast 500 Reben in nicht einmal zwei Stunden zu setzen. Das gefiel auch unserem Auszubildenden. Er hat trotzdem auch die analoge Variante kennengelernt. Und er hat verstanden, dass Geometrie nicht immer nur trockener Schulstoff sein muss.